Eine Heilige zu Besuch
Eine Heilige zu Besuch
Nicht alle Tage kommt eine Heilige zu Besuch. Am 24. und 25. Mai 2022 kam das Reliquar der hl. Therese von Lisieux zu Besuch in die Karmeliten-kirche St. Josef in Regensburg. Das Theresienwerk e.V. Hatte zu seinem 50.jährigen Bestehen eine Rundreise des Reliquars aus Lisieux veranstaltet. Man konnte sich melden, wer den Besuch des Reliquars haben wollte, sodass eine Reiseroute durch Süddeutschland, Österreich und der Schweiz entstand in 35 Stationen.
Es war uns ein Anliegen Therese zu Wort kommen zu lassen. Leider muss man sie erst von der Schale von Kitsch und Sentimentalität befreien, um ihre wahren Anliegen zu entdecken. Sie hat in einer Zeit, die den strengen Richtergott betonte und dieser Glaube hatte bei ihr selbst Skrupel und Ängste ausgelöst, den Abba-gott Jesu wieder entdeckt. Dabei war ihre eigene Beziehung zu ihrem Vater wichtig. Der frühe Verlust ihrer Mutter, die sie schon mit 4 Jahren verlor und den weiteren Verlust ihrer „Ersatz-mütter“, die beiden älteren Schwestern durch deren Eintritt in den Karmel von Lisieux, ließ das empfindsame und sensible Mädchen in der Beziehung zu Jesus einen Umgang mit ihren Verlusterfahrungen finden. Durch die Krankheit ihres geliebten Vaters, der immer mehr geistig umnachtete, wurde auch ihr Bild von Gott hinterfragt, ist ihr Weg und all ihr Beten vergeblich?
In den neun Monaten ihrer Krankheit geht sie durch eine tiefe Glaubens-nacht, die sie als Schwester derer, die sich schwer tun mit Glauben und als Atheisten lebten, bewusst durchlebte. Sie wollte nichts für sich und versuchte trotz allem Gott Freude zu bereiten. Sie starb an Lungentuberkulose am 30. Sept. 1897. Ihre Aufzeichnungen über ihre Familiengeschichte als „Geschichte einer Seele“ gibt als Bestseller der christlichen Literatur ein beredtes Zeugnis vom inneren Reichtum ihres sonst unscheinbaren Lebens.
Viele Gläubige nahmen an den Gottesdiensten und liturgischen Angeboten teil. Der Festgottesdienst am 25. Mai 2022 um 10.00 Uhr wurde von Abt Thomas Freihardt OSB von der Abtei Weltenburg gehalten. Von Herrn Prof. Norbert Düchtel, dem Tenor Michael Weigert und Hans Jürgen Huber Trompete wurde die „Missa Rosa Mystica“ aufgeführt. Zum Abschied des Reliquars wurde die Erzählung der leiblichen Schwester Thereses Celine gelesen, dann Rosen gesegnet, mit denen die Gläubigen das Reliquar zu den Kirchentüren begleiteten.
Es war ein intensives geistliches, sehr schönes Ereignis. Dank sagen wir allen, die sich bei Gestaltung beteiligt hatten bis hin zu den Trägern, die das 132 kg schwere Reliquar getragen hatten.
Möge es Ihnen die hl. Therese mit ihren Rosengnaden vergelten!