Frater Martin
Nachruf
F. Martin von der Barmherzigkeit Gottes (Martin Hauk) OCD
„Die Barmherzigkeit Gottes hat mich unendlich reich beschenkt!“ – diese Worte kamen ganz stereotyp von F. Martin, wenn man ihm im Altenheim Maria vom Karmel besuchte, solange er noch sich artikulieren konnte. Es waren für ihn nicht nur Worte, sondern wenn er von seinem erfüllten und arbeitssamen Leben erzählte und zurück blickte, war es vor allem die Dankbarkeit, die ihm anzumerken war, Ja, er fühlte sich reich beschenkt.
Auf die Welt kam Nikolaus Hauk als Ungarndeutscher am 9. April 1929 in Vemend in Ungarn Fünfkirchen. Es blieben ihm noch 2 Brüder Josef und Hans, nachdem ein weiterer schon früh verstorben war. Am 15.9.1947 wurde er und seine Familie aus Ungarn ausgewiesen in die damalige DDR. Auf Umwegen kam er nach Freising wo er am 9.6.1948 eine Schreinerlehre beginnen konnte.
Er erzählte immer gerne, wie ihm eines Tages das Bildchen einer Ordensfrau in die Hände fiel….es war das Bild der hl. Therese von Lisieux und ein Hinweis auf das Kloster Reisach. Ein Arbeitskollege ab ihm den Impuls Kloster Reisach einen Besuch abzustatten. Am 1.Mai.1951 trat er dort als Brüdernovize ein und wurde als Frater Martin – nach dem hl. Martin, der ja auch ein Ungar war – von der Barmherzigkeit Gottes eingekleidet. Am 30.11.1953 machte er die Profeß und wurde ein Jahr später nach München als Mesner versetzt.
Nach einem Monat schon wurde er am 16.8.1954 nach St. Theresia/Kumpfmühl versetzt. 1962 nach St. Josef hier in Regensburg. Bei dem Provinzkapitel 1981 wurde er in den Provinzrat gewählt und für ein weiteres Trieenium bis 1987 wiedergewählt. Am 15.9. 1987 wurde er nach Würzburg versetzt und nahm als Subprior die Leitung des Konvent für 10 Jahre mit wahr. Von 1997 bis 2001 war er in Schwandorf, von da ab in Regensburg St. Josef. Auf eigenem Wunsch ging er am 3. Januar 2020 in Altenheim Maria vom Karmel.
Die meiste Zeit seines Lebens war er an der Pforte der verschiedenen Konvente und übte von da ein großes Feld der Wirksamkeit aus. Geduldig hörte er sich an der Pforte Leid und Not an und seine Pforte war eine beliebte Anlaufstelle für viele Menschen.
Mit großen Engagement, Fleiß und Einsatz kümmerte er sich um alles, Hausorganisation, Personal, Küche, Sakristei und Kirchenschmuck. Das was er getan hat, hat er ganz getan und gerne…die Arbeit war seine Form der Hingabe, wobei man ihn oft mit dem Rosenkranz in der Hand an der Pforte sah.
Zu allen Anlässen war er immer mit seinem Fotoapparat bereit, die Momente zu verewigen und kümmerte sich darum, dass ein jeder darauf Dargestellte auch einen Abzug bekam. Noch heute existieren Fotos hier z. Bsp. Vom Fronleichnamsaltar und vom Kirchenschmuck von ihm, die als Vorlage bis zum heutigen Tag für den Schmuck dienen.
Bei den vielen Ortswechseln angefangen durch die Ausweisung aus seiner Heimat Ungarn, mit der er sich immer verbunden wusste und auch in seinen familiären Beziehungen pflegte, braucht es eine innere Heimat..diese innere Heimat war für ihn der Glaube.
Die Rede von der Barmherzigkeit Gottes waren nicht nur Worte, er fühlte sich in ihr geborgen und aufgehoben.„In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?“ Dies ist ein Wort Jesu, das uns trösten kann, denn es tut uns gut, wenn wir einen Ort kennen, wo wir zu Hause sind, wo wir erwartet werden, wo wir aufgehoben sind und denen begegnen können, die uns vorausgegangen sind.
Damit auch ihr dort seid, wo ich bin! Jesus sagt nicht in den Himmel, er holt uns nicht an einen Ort heim, sondern in eine Beziehung, in seine Beziehung zum Vater. Dort wo er lebt und liebt, dort sollen auch wir sein. Und Jesus erfüllt uns unsere tiefste Sehnsucht nach einer Beziehung, die uns Heimat ist, wo wir aufgehoben sind und uns sicher fühlen können. Dies ist aber nicht erst in der Zukunft, sondern diese Beziehung ist schon hier und jetzt lebbar, wird uns schon jetzt Erfahrbar…in der Ewigkeit wird sie nur offen gelegt…was wir tiefsten Herzen leben an Sehnsucht, an Liebe, an Hoffnung, das wird dann in der Beziehung zum Herrn erfüllt.
So bezieht unsere Ordensmutter Teresa genau diese Stelle auf die „Inneren Wohnungen“, denn die Beziehung zum Herrn leben wir im hier und Jetzt und nach unserem Tod wird es offenbar, offenkundig werden,was wir im Innersten bisher verborgen gelebt haben.
Unser Frater Martin wollte nie lange leben, und Gott hat ihm doch 95 Lebensjahre geschenkt.
Am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis vor zwei Jahren hat er für sich mit dem Leben abgeschlossen und gemeint, nun könnte der liebe Gott ihn holen. Aber es war noch ein langer Weg. Er wurde immer schwächer, verlor immer mehr, trotz Logotherapie, die Fähigkeit sich zu artikulieren.
Schon vor 4 Wochen hatte der Konvent sich von ihm mit den Krankensakramenten verabschiedet, weil eine gesundheitliche Krise eingetreten war. Sein gut durchtrainiertes Herz, in manchen Konventen hatte er in seiner Zelle Ringe für seine täglichen Klimmzüge, hat den sonst müden Organismus am Leben erhalten und dann am letzten Freitag früh um viertel nach acht einfach das Schlagen aufgehört.
Unser Dank gilt dem Personale des Altenheims Maria vom Karmel und dem behandelnden Arzt Dr. Bawideman für die aufopfernde und liebevolle Pflege. Wir wussten ihn in guten Händen.
Die große Liebe Frater Martins der Gottesmutter Maria und der hl. Therese von Lisieux. In seinem Nachlass haben wir die Kopie eines ungarischen Marienliedes gefunden, auf dem er mit seiner eigenen Handschrift vermerkt hat: „Mit diesem Lied hat mich die Gottesmutter immer wieder angezogen. Da wenige von uns des Ungarischen mächtig sind, wird uns unser Organist Herr Löffelmann nach dieser Ansprache die Melodie auf der Orgel vorspielen. Wir können diese nutzen, um uns den Gelegenheiten bewusst zu werden, bei denen wir f.Martin begegnen durften und Dank sagen, dass wir ihm haben durften. Die Mutter Maria wird ihn Frater Martin, ihren treuen und ergebenen Diener, zu ihrem Sohn in die Ewigkeit führen.
Amen.