Gedenkgottesdienst
Predigt von P. Elias M. Haas OCD zum Gedenkgottesdienst
Dankansprache von P. Thomas Beierle OCD
Bericht
Am 20. September um 10.00 Uhr nahmen ca. 140 Gläubige im Dom Abschied von P. Theophan Beierle OCD.
Dem Gedenkgottesdienst stand Dompropst Dr. Franz Frühmorgen vor. Für uns Karmeliten war es ein unerwartetes und freudiges Zeichen der Wertschätzung, dass der Dompropst und das Domkapitel diesen Gottesdienst im Dom ermöglicht haben. Unsere kleine Karmelitenkirche mit 21 Plätzen bei den Coronadistanzen hätte die Schar der Gläubigen nicht fassen können.
Die Predigt hielt der Prior der Karmeliten, P. Elias M. Haas, zum Thema des „Pontifex“ – jeder Priester ist ein Brückenbauer zwischen Gott und Mensch. Bei unserem Bruder Theophan können wir dies in dreifacher Hinsicht sagen:
1. P. Theophan baute eine Brücke zur barmherzigen Liebe Gottes.
2. Er baute eine Brücke zum Herzens- und Jesusgebet. Dieser mütterliche Vatergott ist nicht fern, sondern im eigenen Herzen erfahrbar im Jesus-Atem.
3. Er baute eine Brücke zu Therese vom Kinde Jesus, von der er selbst die Erfahrung des erbarmenden Gottes gemacht hat.
Wir sollen nun im Gedenken an ihn, nicht an dem Brücken-bauer stehen bleiben, nicht bei der Bewunderung der Brücke, sondern den Weg über die Brücke auch gehen.
Nach dem Schlussgebet sagte der Bruder, P. Thomas, noch
eindrückliche Dankesworte an alle die von nah und fern gekommen waren, an den Dompropst und alle, die den Gottesdienst mit vorbereitet haben.
Prior, Pater Elias M., lud dann noch ein, auch die Grabesnische, die von Frauen schön geschmückt worden war, in der Karmelitenkirche zu besuchen.
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder,
Pontifex maximus – der oberste Brückenbauer ist einer der Titel des Papstes. Aber ich finde, dass dieses Bild des Brückenbauers ein schönes und treffendes Bild für jeden Priester und jeden Seelsorger und jede Seelsorgerin ist, es ist die hauptsächliche Aufgabe der Seelsorge Brücken zu bauen zwischen Mensch und Gott.
Dabei ist nicht der Brückenbauer im Vordergrund und es geht auch nicht darum den Brückenbau zu bewundern, sondern es ist wichtig, dass wir den Weg über diese Brücke gehen.
P. Theophan hat für viele Menschen Brücken zu Gott gebaut und wenn wir heute seiner gedenken, dann wollen wir uns auch neu seiner Botschaft – seiner Lebensbotschaft – gedenken und uns erinnern und dies hat nur Sinn, wenn wir den Weg über die Brücke gehen, den er uns gewiesen hat.
Dies möchte ich mit Ihnen nun genauer betrachten:
P. Theophan hat eine Brücke gebaut zur Erfahrung der barmherzigen Liebe Gottes.
Das war seine wichtigste Lebensbotschaft. Gott ist barmherzige Liebe und sonst nichts!
Gerade Menschen, die in ihrer Lebensgeschichte unter den Auswirkungen eines finsteren und strengen Gottesbildes leiden mussten, vermittelt über früheren Religionsunterricht, Ordenserziehung und Katechese, hat er einen freundlichen und liebevoll zugewandten Gott nahe bringen wollen. Diesen Gott, den Jesus verkündet hat – den guten Abba-Vater, der aber auch mütterliche Züge hat,die gerade sein tiefsten Wesen aufzeigen. Beachten wir, dass die erste Lesung zu diesem Gottesdienst aus dem Ersten Testament stammt, auch dort schon ist Gott auch Mutter (Jes 66, 10 – 14c)
P. Theophan war als Novizenmeister 1984 auch für die Postulanten, die Neueingetretenen, zuständig. Da mein Eintrittstag das Fest Fronleichnam war, hat er mir als ersten „Betrachtungsstoff“ – die erste Lesung dieses Festes aufgegeben und ich musste schriftlich meine Gedanken wiedergeben. Es ist die Lesung vom Wüstenzug Israels:
– Gott ist nahe und führt auch einen jeden und eine jede von uns durch unser Leben, er schenkt unserer Seele Nahrung… er ist da als Weg- und Lebensbegleiter. Dies hat mir oft „in Wüstenzeiten“, von denen es auch im Ordensleben genug gibt, Halt gegeben. Dieses Bild hat auch P. Theophan inspiriert für viele andere Menschen wiederum Weg-und Lebensbegleiter zu sein.
ER hat eine Brücke gebaut zum Jesus- und Herzensgebet.
…und dieser mütterliche Vatergott ist nicht weit weg – er wohnt in unserem Herzen und begegnet uns in unserem eigenen Inneren. Es gibt einen uralten, bewährten, sehr einfachen Weg, diese Wahrheit in uns zu erfahren und damit zu leben. Ein Weg, den uns schon die Wüstenväter im 2. Jahrhundert gewiesen haben. Ich meine den Weg des Herzens- und Jesusgebets.
Sehr anschaulich konnte unser Bruder Theophan, ausgehend von der Erfahrung eines Kindes, das seufzt und atmet und nach der Mutter sich sehnt, ja schreit… nahe bringen, dass der Atem der Königsweg ist in die eigene Mitte – dieser Weg kann uns die Erfahrung schenken – nicht theoretisch, sondern ganz konkret, dass Gott, dass Jesus, in uns da ist und in uns erfahrbar ist. Er ist nicht der ferne Gott, sondern der ganz nahe… er ist da schon immer… wir müssen nur wahrnehmen, dass es so ist.
P. Theophan war mein Primizprediger und auch der Prediger zu meinem 25. jährigen Priesterweihjubiläum und bei diesen Gelegenheiten gab er mir diesen Weg als seine Botschaft mit… im Atem und in der Wiederholung des Jesusnamens die Gegenwart Gottes zu suchen.
Er hat eine Brücke gebaut zu hl. Therese von Lisieux.
Brückenbauer brauchen oft auch andere Brückenerfahrene.
Unser Bruder Theophan hat in jungen Jahren die „Geschichte einer Seele“ und die Spiritualität der hl. Therese von Lisieux entdeckt und das war die entscheidende Begegnung mit ihrer Botschaft der Barmherzigkeit für ihn, das war seine Brücke in die Welt des Evangeliums. Echte Heiligenverehrung bleibt nicht stehen in einer sentimentalen Verehrung, sondern sucht im eigenen Leben umzusetzen, was diese Menschen zu ihrem eigenen Heil geführt hat und die wir deshalb Heilige nennen.
Der kleine Weg der hl. Therese war aber nicht ein Weg für eine Elite, sondern ein Weg für jeden, ein Weg für alle – so heißt das Buch, das er in 80er-Jahren schrieb.
Lassen wir P. Theophan zu Wort kommen. Wir können in seinem Buch lesen: „Thereses Weg zu Gott ist ein Weg für alle. Es gilt, das gewöhnliche Leben ganz ernst zu nehmen, um in allem, was jede Sekunde kommt, um in jedem Menschen, in jedem Geschehen, in jeder Forderung Gott und seinen Willen zu entdecken und zu erfüllen. Der „kleine“ Mensch vor allem bringt den Himmel auf die Erde, indem er Gott einströmen lässt in all sein Tun und Lassen. Jeder, der sich auf Therese und ihren Weg einlässt, er spielt mit dem Feuer, dem Feuer der göttlichen Liebe, mit dem Feuer des Heiligen Geistes. Wer mit dem Feuer spielt, wird in ihm verbrannt, wird, wenn er nicht die Flucht ergreift, verwandelt, so wie Therese im göttlichen Feuer verwandelt wurde. Therese sucht Brüder und Schwestern, die gemeinsam mit ihr des Meisters Aufgabe übernehmen, der von sich sagt: „Ich bin gekommen Feuer auf die Erde zu werfen, und was will ich anderes, als dass es brenne.“
Ja, wir spielen mit dem Feuer der Liebe, wenn wir Eucharistie feiern, wir spielen mit dem Feuer, wenn wir beten – lassen wir uns anstecken und von dieser Liebe wenigstens eine kleine Flamme in unsere immer kälter werdende Welt tragen.
Gehen wir über die Brücke, der Weg der uns allen aufgezeigt ist. Der Weg Gott als den Barmherzigen, den Weg Jesus in unserem eigenen Herzen zu erfahren und eine Schwester, ein Bruder, der hl. Therese zu werden, indem wir uns anstecken lassen von dem flackernden Feuer der Liebe Gottes.
Dann war das Leben unseres Bruders Theophan nicht vergeblich, sondern hat Frucht gebracht in jedem und jeder von uns.
Amen.
Dankansprache
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
zuerst möchte ich Ihnen allen danken, dass Sie hier heute mit uns gemeinsam diesen Gedenkgottesdienst für P. Theophan gefeiert haben.
Da Gott keine Zeit kennt, kein gestern und kein morgen, sondern nur ein jetzt und heute, ist auch diese Stunde hier jetzt der bleibende Eingang in die – wie wir glauben – Umarmung Gottes.
Vor allem danke ich dem Chef dieses Gotteshauses, dem Dompropst Prälat Dr. Franz Frühmorgen, der gemeinsam mit unserem Prior, Pater Elias, für heute hier diesen Gedenkgottesdienst veranlasst hat. In diesem Zentralgotteshaus der Diözese mit den nötigen Corona-Auflagen ist er möglich, anders als in unserer kleinen Ordenskirche St. Josef.
Theophan selber hätte sich dies zu Lebzeiten für hier nie träumen lassen. Wie er jetzt dazu steht, weiß ich nicht.
P. Elias hat dessen Intention, die Verbreitung des Bildes eines gnädigen, barmherzigen Gottes in seiner Ansprache gut getroffen, so wie es die kleine Therese einmal in das anschauliche Bild einbringt vom kleinen Kind und dem liebenden Vater.
Sie kennen dies Bild wohl selber: Der Vater steht oben an der Treppe, breitet seine Arme aus und lockt das Kind, das von unten sich bemüht zu ihm zu gelangen. Der Vater sieht, wie das Kind versucht, wenigstens eine Treppenstufe zu ersteigen. Aber sehr bald wird der Vater heruntersteigen, das Kind auf seine Arme nehmen und es nach oben tragen. Dessen Bemühen genügt ihm.
Dieses Bild, setzt Therese bewusst gegen die Vorstellung ihrer Zeit: das Bild des strengen Straf-, Rache- und Überwachungs-Gottes. Auch heute noch leider weit verbreitet, davon hören wir immer wieder im Beichtstuhl. Zurzeit ist viel von Fakenews die Rede, von Falschmeldungen und Verdrehungen; vor allem in den Medien.
So hat jetzt eine Marienschwester vom Berge Karmel in einer Fotomontage P. Theophan neben die kleine Therese montiert. Therese mit den üblichen Rosen im Arm gemäß ihrer Zusage, sie wolle den Himmel vor allem einmal damit verbringen, Rosen – sprich Gnaden und Wohltaten, Erhörungen – auf die Erde zu bringen. Theophan daneben hat noch den Mundschutz in der Hand. Nun, den braucht er sicher nicht mehr. Wenn es bei ihm jetzt auch noch nicht zu Rosen reicht, dann würde ich schon hoffen, dass er wenigstens einige Vergißmeinnicht oder Primeln Ihnen allen zukommen lässt als Dank dafür, dass Sie hier heute sich zu diesem Gottesdienst – woher auch immer – aufgemacht haben um für und mit ihm Gott zu bitten und zu danken.
Dies erwarte ich schon von ihm als Dank seinerseits!
Gott vergelte es Ihnen und segne Sie!