Unser Kloster

Unser Kloster

Um 1290 entstand in Regensburg das erste Karmelitenkloster mit der Kirche St. Oswald am Ufer der Donau. Wegen ständiger Bauschäden durch die häufigen Hochwasser übersiedelte der Konvent 1368 auf Betreiben von Herzog Albrecht I. nach Straubing. Das dortige Kloster überstand die Wirren der Säkularisation von 1803 und wurde im 19. Jahrhundert zur Wiege für das Wiedererstehen der Oberdeutschen Provinz des Stammordens der Karmeliten (OCarm).

Inzwischen war durch die Klostergründungen der hl. Teresa von Ávila (1515-82) und die Mitarbeit des hl. Johannes vom Kreuz (1542-91) der Ordenszweig der sog. „Unbeschuhten“ Karmeliten (OCD) entstanden, der 1593 die kirchenrechtliche Selbstständigkeit erhielt und sich rasch über Spanien hinaus verbreitete.

Die erste Gründung auf deutschem Boden war 1614 in Köln; es folgten 1623 Wien, 1627 Würzburg und 1629 München. Zusammen mit dem Kloster in Prag (1624) bildeten diese Niederlassungen die deutsche Ordensprovinz der Unbeschuhten Karmeliten, deren Ausbreitung vom Haus Habsburg sehr gefördert wurde.

Kaiser Ferdinand II. (1619-37) wollte nun unbedingt in Regensburg, seiner Stadt des „Immerwährenden Reichstags“, den Orden ansiedeln. 1634 — nachdem die Schweden vertrieben waren — kamen zwei Karmeliten und wohnten vorläufig in der Johanniter-Kommende St. Leonhard, die zuletzt als Seuchenlazarett gedient hatte. Erst nach zähen Verhandlungen und vielen Rückschlägen konnten am Alten Kornmarkt vom Bischof zwei Höfe erworben werden, auf deren Fläche Kirche und Kloster errichtet werden sollten. Den Grundstein dafür legte Kaiser Ferdinand III. (1637-57) persönlich am 12. Oktober 1641. Der spanische Gründungsprior, P. Josef vom Kreuz, hatte vorher die Hauskapelle dem im Karmelitenorden hochverehrten hl. Josef geweiht.

Wegen fehlender Geldmittel und des noch andauernden 30-jährigen Krieges konnte der Konventbau erst 1655 vollendet und bezogen werden. Dann sollte es weitere 10 Jahre dauern, bis mit dem Bau der Kirche im Stil des italienischen Barock begonnen werden konnte. Zu deren Vollendung hatte Kaiser Leopold I. (1657-1705) wesentlich beigetragen, was die Inschrift auf der Kirchenfassade bezeugt: „Zur Ehre Gottes, des höchsten Gutes, der Gottesmutter und des hl. Josef ließ diesen Bau Leopold I. Röm. Kaiser 1673 vollenden.“ Die Weihe der Kirche hatte bereits am 9. Oktober 1672 stattgefunden.

Als dem Kaiser 1675 ein Sohn geboren wurde (Josef I.), erfüllte er ein Gelübde und stiftete den marmornen Hochaltar, gefertigt von Dominikus Spaz in Linz. Die vier Seitenaltäre waren der Karmelskönigin, der Mutter Anna, der hl. Teresa von Avila und dem hl. Johannes vom Kreuz geweiht.

1713 wurde das Kloster zum Studienkonvent der deutschen Ordensprovinz bestimmt und beherbergte in der Folgezeit bis zu 35 Karmeliten: 15 Patres (von denen ein Teil die philosophischen und theologischen Vorlesungen hielt, an denen auch Mitglieder anderer Orden teilnahmen), 15 Studenten und fünf Brüder.

Die wirtschaftliche Grundlage des Studienkonvents bildete bald der Karmelitengeist, dessen Rezept P. Ulrich Eberskirch, ein gelernter Apotheker, nach langen Versuchen 1721 festlegte. Vorgefunden hatte er schon ein beliebtes Heilmittel, das „extraordinäre Schlagwasser der Barfüßer-Karmeliten“, das allerdings manchmal schädliche Nebenwirkungen hatte.

Nach fast 100 Jahren Blütezeit kam 1803 mit der Säkularisation der Niedergang, in Regensburg mit Verzögerung, denn Fürst C. Th. von Dalberg ließ die Klöster zunächst bestehen, bis 1810 Regensburg dem Königreich Bayern einverleibt wurde.

Die Karmelitenkirche wurde geschlossen und zur Mauthalle erniedrigt; die wertvollen Altäre und sonstige Einrichtung — sogar das Pflaster — wurden verkauft. Der von Kaiser Leopold I. gestiftete Hochaltar wurde von dessen Ururenkel Franz II. (1792-1835; bis 1806 letzter Kaiser des Hl. Röm. Reichs dt. Nation) für die Pfarrkirche von Schärding erworben. Die Krypta wurde Lagerkeller, nachdem man die Gebeine der dort beigesetzten Mitbrüder auf den Petersfriedhof umgebettet hatte. Eine Gedenktafel am Peterskirchlein erinnert daran.

1812 machte der König aus den Klostergebäuden ein Gefängnis, und die wenigen verbliebenen Mitbrüder kamen in das leerstehende Augustinerkloster. Um einen Volksaufstand zu vermeiden, erlaubte der Herrscher die weitere Herstellung des Karmelitengeistes. Prior P. Avertan und Pförtner F. Candidus produzierten nun zugunsten der Staatskasse das volkstümliche Heilmittel im „königlich-bayrischen Melissengeist-Institut“, das in den Räumen hinter der Chorwand der Kirche untergebracht war. Einer davon beherbergte vorher die wertvolle Bibliothek, deren Bücher verramscht worden waren.

Mit dem Amtsantritt von König Ludwig I. (1825-48) leuchtete den beiden letzten Karmeliten ein Hoffnungsstrahl auf, weil sie im Regensburger Bischof J. M. Sailer einen einflussreichen Anwalt beim neuen König fanden. Noch bevor die Verhandlungen für eine Wiederbelebung des Klosters ihr Ziel erreichten, verstarb 1829 P. Avertan. Dem Rat von Bischof Sailer folgend, erbat Bruder Candidus Hilfe vom Karmelitenkloster Würzburg, das als einziges des Ordens in Deutschland nicht aufgelöst worden war. 1834 kam P. Maximilian Pfister von dort hierher und erlernte von F. Candidus die Herstellung des Karmelitengeistes.

1836 wurde er zum Vikar des entstehenden Konvents ernannt, 1839 zum ersten Prior nach der Wiederherstellung des Konventes, welches Amt er mehrere Mal innehatte, von 1844-1851 und von 1861 bis 1864 war er sogar Provinzvikar. Seinem Geschick, seiner Ordensdisziplin und seinem Seeleneifer ist die Restauration des Regensburger Konvents zu verdanken. Der Ertrag aus der Karmelitengeistherstellung wurde wieder den Karmeliten zugewiesen. Die förmliche Übergabe des Klosters erfolgte am 4. November 1836, nachdem eine Inventaraufnahme durch die Regierung gemacht werden konnte.

Bei der Einrichtung der Kirche erwies es sich als Glücksfall, dass man in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts den Regensburger Dom von seinen barocken Einbauten befreite. O. Merl schreibt dazu in seinem Kirchenführer: „1835 ereilte das Schicksal den Josephsaltar der Kathedrale, eine Stiftung (1695) des Fürstbischofs Josef Clemens von Bayern; er wurde in der Karmelitenkirche als Hochaltar aufgebaut.“

Einweihung der Kirche

Nachdem die seit 1820 als Mauthalle benutzte Kirche wieder renoviert und mit vielen Kosten zu einer Kirche hergerichtet worden war, bestimmte der Bischof von Regensburg Franz Xaver Schwäbl das Fest Mariä Opferung, 21. November 1836, zum Einweihungstag der Kirche. Einige Tage später, 24. November, damals das Fest des hl. Johannes vom Kreuz, wurde die Kirche wieder der Öffentlichkeit übergeben.

Bis zur Rückgabe des ganze Klosters dauerte es noch ein paar Jahre, da es zu einer sog. Fronfeste, einem Gefängnis, umfunktioniert worden war. Gegen eine beträchtliche Summe für die Ablösung, die der Konvent aufbrachte, gelang es im Jahr 1847, das Kloster wieder ganz benutzen zu dürfen, die endgültige Ablösung aus Staatseigentum erfolgte erst am 4. Dezember 1903. „Für das Werden der Bayerischen Ordensprovinz spielte St. Joseph die Rolle eines Quasi-Mutterhauses“, stellt O. Merl in seinem Kirchenführer fest.

Dies fand seinen Ausdruck auch darin, dass der Hammer, den Kaiser Ferdinand III. Bei der Grundsteinlegung für das Karmelitenkloster St. Josef in Regensburg benutzt hatte, auch für die weiteren Gründungen von Klöstern der Brüder, wie der Schwestern benutzt wurde. Die Daten sind jeweils in den Hammer eingraviert worden.

Die heutige Situation

Die Karmelitenkirche St. Josef, zentral neben den Dom am Alten Kornmarkt gelegen, ist in Stadt und in der Umgebung Regensburg als die Anbetungs- und Beichtkirche bekannt und beliebt. Der „Echte Regensburger Karmelitengeist“ wird heute noch im Kloster produziert und vor allem über die Schwestern- und Brüderklöster der deutschen Ordensprovinz OCD verbreitet.

Das Provinzkapitel 2020 traf die Entscheidung den stark überalterten Konvent in Regensburg zu verjüngen. Mit P. Elias M. Haas OCD als Prior und P. Matthäus Bochenski OCD als Subprior übt der Konvent mit 7 Mitbrüdern im Haus und 1 in Altenheimen, die Seelsorge in Kirche, Beichtstuhl und Sprechzimmer aus und es werden auch neuere Akzente der Seelsorge gesetzt.

Die Josefsverehrung im Teresianischen Karmel

„Bei den Karmeliten erwuchs das Interesse für den hl. Josef geradezu natürlich aus ihrer grundlegenden marianischen Ausrichtung. Allen Familienmitgliedern Marias … wurde im Karmel eine besondere Ehre zu teil, so dass der Gemahl Marias nicht fehlen konnte.“ So schreiben die Generaloberen OCarm und OCD in ihrem gemeinsamen Schreiben „Der hl. Josef als Schutzpatron des Karmel.“ zum Josefsjahr, das Papst Franziskus anlässlich des 150. Jahrestages der Ernennung des hl. Josefs zum Patron der Gesamtkirche am 8. Dezember 2020 ausgerufen hat.

Die hl. Teresa empfiehl den hl. Josef als Patron des geistlichen Lebens als Weg des „Inneren Betens“ zu erwählen. Dieser Weg als ein Leben in der Freundschaft mit dem Menschen Jesu stellt sein Menschsein ganz in den Mittelpunkt und so bekommt man auch die Menschen in den Blick, die ihn in seinem Leben nahe standen. Dies gilt für Maria seiner Mutter und dann auch für den hl. Josef. Sie stellt 10 von ihren 15 Gründungen unter sein Patronat. Dies ist das häufigste Patronat unserer Ordenskirchen in einer Zeit, in der der hl. Josef als Kirchenpatron noch nicht üblich war. Auch in unserer Stadt ist es wohl eines der ersten Kirchen, die seinen Namen trägt.

„In einer Welt … in der die Tendenz besteht, festen Beziehungen und Bindungen zu entfliehen und sich in einem unfruchtbaren Narzissmus zu verschließen, zeigt uns der hl. Josef den Weg der Selbstzurücknahme, des Verantwortungsbewusstseins im Alltag und des stillen Tuns … Ein Familienvater sucht, die Wunden in seinem Haus zu heilen, unser Patron stellt uns die Notwendigkeit vor Augen, die Wunden der Menschheit und der Kirche zu heilen. Weder die Kirche noch der Karmel kann ohne Menschen bestehen, die auf sich selbst vergessend Tag und Nacht bemüht sind, anderen einen sicheren Halt zu geben. Sie arbeiten mit ihren eigenen Ängsten und Mühen in der Dunkelheit, oft genug, ohne die Früchte zu sehen noch das Ziel zu erkennen, nur im Vertrauen auf den, von dem sich ihre Vaterschaft herleitet und ihren Namen hat (vgl. Eph. 3,15). Solche Menschen können im hl. Josef immer ihren Patron und ihr Vorbild, ihren „Vater und Herrn“ finden.“ – so führt das Schreiben der Generaloberen weiterhin aus.

Die Verehrung dieses Heiligen, so wenig man von ihm weiß, kann doch mehr sein als „fromme Sentimentalität“, sondern hat eine erstaunliche Aktualität und eine beeindruckende Relevanz. Auch die Generaloberen beziehen sich auf unsere Zeit der Pandemie, in der wir noch stärker das innere Bedürfnis verspüren, uns an jenen treuen und gerechten Mann zu wenden, der Müdigkeit, Exil und Zukunftssorgen kannte und dabei, ohne jemals den Mut zu verlieren, trotz allem fest an Gott glaubte und auf ihn vertraute.“ Ich glaube, wir brauchen in dieser Zeit, die so arm ist an Propheten im Sinne der Bibel, die wissen die Wege Gottes zu deuten und den Menschen Hoffnung zu schenken, solche Persönlichkeiten und Gestalten, die uns Zuversicht, Mut und Vertrauen geben für unseren Weg in dieser, unserer Zeit, mit ihren Herausforderungen, Problemen und Sorgen. Der hl. Josef kann uns da ein leuchtendes Vorbild sein, dass wir die Werte von Bescheidenheit, Stille, Hilfsbereitschaft, Hören, Tatkraft nicht vergessen.

Die Jahreskrippe in St. Josef

1975, am Ende eines Vereinsabends des Krippenvereins der Ortsgruppe Regensburg, bat Frater Martin Hauk aus dem Regensburger Karmelitenkonvent St. Josef Krippenbauer Raimund Pöllmann, damals noch Schriftleiter des Bayerischen Krippenfreundes, die schon bestehende „Karmeliterkrippe“ zu einer Jahreskrippe auszubauen. Von dieser Idee überzeugt, beschlossen Raimund Pöllmann und seine Frau Christine, mit eigenen Figuren und eigenen Kulissen die erste Darstellung der künftigen Jahreskrippe, Mariä Verkündigung, im Advent 1975 zu gestalten. Sie erklärten sich bereit, für alle künftigen Darstellungen eigene Figuren anzufertigen, sie leihweise dem Kloster zur Verfügung zu stellen und die einzelnen Szenen auch selbst im Vorraum der Kirche, gleich rechts neben dem Eingang aufzubauen.

Neben den traditionellen Advent- und Weihnachtsdarstellungen wie Verkündigung, Heimsuchung, Herbergssuche, Weihnachten, Dreikönig und Hochzeit zu Kana wurden bisher auch weniger bekannte Darstellungen gezeigt, z. B. Mariä Geburt, Mariä Himmelfahrt und weitere Darstellungen aus dem Marienleben, das letzte Abendmahl, Abschied Jesu von seiner Mutter, die Geißelung sowie andere Fastendarstellungen, der Tod des heiligen Josef, die Berufung des Matthäus, die Königin von Saba bei Salomon, Hagar in der Wüste, der Abschied der beiden Apostel Petrus und Paulus in Rom und oder Rut und Nuomi.

Auf diese Weise entstanden im Laufe der vergangenen über 40 Jahre weit mehr als 65 verschiedene Krippenszenen aus dem Alten und Neuen Testament in jeweils neuer Gestaltung. Eine bemerkenswerte Szene ist die von Pfingsten und als eine der ersten gestaltete Ehepaar Pöllmann auch eine Szene in der Coronapandemie mit der hl. Corona. Herr und Frau Pöllmannn, die in Schwandorf leben, sind nun seit fast 40 Jahren aktiv.

Bild 1: Schutzbrief von Kaiser Ferdinand III.
Bild 2: Gründungsprior P. Josef vom Kreuz
Bild 3: Der Kornmarkt im 18. Jahrhundert
Bild 4: Plakette von der Säkularisation
Bild 5: Inschrift eines Gefangenen in einer Klosterzelle
Bild 6: Der heilige Josef als Schutzpatron des Karmelitenklosters St. Josef in Regensburg

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